Teilnehmer an Wanderung der Jungen Alternative sollen über Ghettos für Juden und Arbeitslager fabuliert haben

Undercover waren RTL-Reporterinnen bei einer von der AfD-Nachwuchsorganisation in Sachsen organisierten Wanderung dabei. Dem Bericht zufolge äußerten sich Teilnehmer offen rechtsextrem und antisemitisch.

Für den Verfassungsschutz ist die gesamte AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative (JA) gesichert rechtsextremistisch. Es gibt zahlreiche Berichte, wie JA-Funktionäre reden und welche Überzeugungen sie vertreten (mehr dazu lesen Sie hier  ).

Eine Recherche von RTL zeigt (https://www.rtl.de/videos/wie-die-afd-nachwuchs-organisation-tickt-65c327af3efca7659404ffd2.html) nun an einem Beispiel, was beim AfD-Nachwuchs offenbar unwidersprochen gesagt werden kann. Reporterinnen waren demnach undercover bei einer von der JA Sachsen organisierten Wanderung im vergangenen November dabei.

Dabei sprachen Teilnehmer dem Bericht zufolge über die Ghettoisierung von Juden, Arbeitslager für Menschen ausländischer Herkunft und ähnliche Themen, die in rechtsextremen Kreisen gängig sind. »Die Lösung mit den Juden wäre, denen eine Gegend zuzuweisen, wo die alle hinkommen«, wird etwa ein Teilnehmer laut RTL-Gedächtnisprotokoll in dem Video zitiert.

»Freiwillige suchen, die auch zur Not bereit sind, auf Frauen und Kinder zu schießen«

Dann geht es um alle Menschen fremder Herkunft: Diese sollten in Ghettos kommen. Es solle ein Wohn- und ein Arbeitsghetto geben. Der Ein- und Ausgang werde kontrolliert, die Leute würden ausreichend, aber nicht übermäßig zu essen bekommen. »Das Ziel ist, dass sie es dann so überhaben, dass sie irgendwann von selbst zurückgehen in das Land ihrer Vorfahren.«

Auf die Frage, wie man mit einer aggressiven Reaktion der Eingesperrten umgehen solle, sagte ein Teilnehmer demnach, es müsse eine gewisse Gewaltbereitschaft geben. »Als Staat würde ich Freiwillige suchen, die auch zur Not bereit sind, auf Frauen und Kinder zu schießen.«

Zudem, so der Bericht, sei darüber gesprochen worden, wie der »gesunde Volksbestand« erhalten werden könne. Ein Ehepaar müsse mindestens vier Kinder bekommen, von denen mindestens drei über das fünfte Lebensjahr hinauskommen müssten.

Mehrere Teilnehmer der Wanderung sollen zudem Sympathien für einen gewaltsamen Umsturz gezeigt haben. Demnach brauche es Tribunale gewählter Laienrichter, um »Verbrecher, die sich am Eigentum des Volkes vergangen haben«, zu verurteilen und dann hinzurichten – etwa Olaf Scholz.

Laut RTL unternahmen JA-Vertreter bei der Veranstaltung nichts, um solchen Äußerungen entgegenzutreten. Auf Nachfrage von RTL teilten AfD und JA mit, man distanziere sich von verfassungsfeindlichen und menschenverachtenden Aussagen. Die JA suggeriert aber, V-Leute des Verfassungsschutzes hätten absichtlich verfassungsfeindliche Aussagen getätigt – ohne dafür Belege vorzuweisen.

Der RTL-Bericht kommt einen Tag nachdem ein Beschluss des Kölner Verwaltungsgerichts bekannt wurde. In einem Eilverfahren wies es eine Klage der AfD und JA gegen die Einstufung des Parteinachwuchses als gesichert rechtsextremistische Bestrebung durch den Verfassungsschutz ab. Rechtskräftig ist die Entscheidung noch nicht.